Ende der 80er Jahre stellte der Schlachthof Wiesbaden seinen Dienst ein und hinterließ ein ungenutztes Areal ohne Vision, ohne Zukunft. Anfang der 90er entdeckte dann die lokale und regionale Graffiti- Szene das Areal als einen Ort, an dem nahezu legal Graffiti gesprüht werden konnte.

Mitte der 90er Jahre war der Schlachthof als Zentrum der Graffiti-Kultur überregional bekannt und als Treffpunkt unterschiedlichster urbaner Jugendkulturen etabliert.

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Es war auch Mitte der 90er, als Pläne der Stadt Wiesbaden an die Öffentlichkeit kamen, Gebäude des Areals zwecks Schaffung von Parkplätzen und Grün-Flächen niederzulegen. 2001 begann die Stadt Wiesbaden dann damit, einen Teil der Wände am Schlachthof abzureissen und so ein weltweit bekanntes Monument der Graffiti-Kunst zu zerstören.

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Daß die Stadt Wiesbaden bis dahin relativ wenig Probleme mit illegalen Graffitis hatte, dürfte im wesentlichen mit den Flächen am Alten Schlachthof zusammen hängen. Um nach dem Wegfall der Flächen einer Verdrängung jugendlicher Sprayer in die Illegalität entgegenzuwirken, wurde unter der Leitung des Jugendamtes Wiesbaden eine Projektgruppe begründet und eine Liste von Flächen erstellt, die legalisiert werden sollten. Die Aktion Farbenfroh war geboren.

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Absicht war es, das positive Klima für diese jugendliche Ausdrucksform zu erhalten, und die Graffiti-Kunst konstruktiv in den öffentlichen Raum zu integrieren. Zu diesem Zwecke wurde eine ämterübergreifende Projektgruppe gegründet worden, die gemeinsam geeignete Flächen katalogisierte und diese unbürokratisch zur Verfügung stellte.

Im Rahmen der Arbeit der Projektgruppe wurden “Wer-will-der-darf”- Flächen, zur uneingeschränkten Bemalung leaglisiert. Darüber hinaus wurde ein Raster mit Flächen erstellt, die in einmaligen Aktionen konzeptionell gestaltet wurden. So wurden zahlreiche Grau-Flächen im Stadtbereich mit professionellen Graffities verziert und aufgewertet.

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Während eines Pressetermins im Jahre 2002 bezeichnete Kulturdezernentin Rita Thies die Graffiti-Projekte seinerseit als „Fresken der Moderne“, die laut Sozialdezernent Wolfgang Hessenauer als „weicher Standort-Faktor“ zu sehen sind, der die touristische, kulturelle und nicht zuletzt auch wirtschaftliche Attraktivität der Stadt Wiesbaden zu erhöhen vermag.