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Philosophie

Menschen werden in ihrer Stimmung maßgeblich durch die Farben ihrer Umgebung beeinflußt. Grau symbolisiert Depression, wirkt alt und müde. Harmonische Farbkompositionen hingegen, symbolisieren Fröhlichkeit, Vielfalt, Kreativität und Vitalität.

Die Ansicht, Graffiti in seiner alltäglichen Erscheinungsform im Stadtbild, sei Resultat gelangweilter Jugendlicher, begangen in dem Bestreben zu beschmieren und zu zerstören, ist weit verbreitet. Diese Betrachtungsweise ist zu plakativ, und beruht auf einem Mangel an Information, denn: längst ist Graffiti als Kunstform anerkannt und etabliert. Daher ist von vornherein zu unterscheiden zwischen Vandalismus und Kunst.

Professionelle Graffities und SprayCanArt erfreuen sich zunehmend größerer Beliebtheit bei Jung und Alt. Die Akzeptanz nimmt zu, je ersichtlicher diese zeitgemäße Wandkunst triste und eintönige Flächen in lebendige Farbzauber verwandeln kann. Weniger triste und eintönige Flächen in einer Stadt einen Zugewinn an touristischer Attraktivität, Atmosphäre und neuer Lebensqualität. Durch die zunehmende Popularität dieser jugendlichen Ausdrucksform, geraten Gesellschaft und Politik zunehmend unter Zugzwang. So steht das Recht auf Unversehrtheit des Eigentums dem Bedürfnis junger Menschen nach Ausdruck gegenüber. Während die breite Bevölkerung kunstvolle Graffitis positiv bewertet, tut sich die Politik schwer damit Freiräume für diese zeitgenössische Kunstform bereitzustellen.

So ist es nicht verwunderlich, dass in vielen Städten der Bundesrepublik eine zunehmende Kriminalisierung jugendlicher Graffiti-Sprayer zu beobachten ist. Die Strategie ist: Kriminalisierung, und somit Verlagerung des Problems. Jedoch – die Kriminalisierung jugendlicher Sprayer hat auch zur Folge, daß sich junge Menschen aus ihrer gesellschaftlichen Verantwortung verabschieden, da sie den Eindruck bekommen, ihre Kreativität würde nur bekämpft. Daher kann Ausgrenzung und Kriminalisierung nicht Ziel, einer am Menschen orientierten Politik sein. Sollten die Integration der Interessen und Potentiale junger Menschen scheitern, könnte eine zunehmende Ausgrenzung dieser Menschen von gesellschaftlichen Entwicklungsprozessen das Resultat sein. Hierbei würde übersehen und ignoriert, daß das Potential und die Kreativität dieser junger Menschen der Gesellschaft neue Impulse geben und so maßgeblich zu ihrer Veränderung und Entwicklung beitragen können.

In diesem Zusammenhang sollte die Politik sich darum bemühen, Rahmenbedingungen und ein Klima zu schaffen, um die Integration jugendlichen Potentials zu ermöglichen. Denn nur so schafft sie die Voraussetzung für ein solidarisches und generationsübergreifendes Miteinander in der Zukunft.